Erfahrungsbericht Hartschalenkoffer HPRC 2550W
Wie sagt man so schön? Weight matters! Mit zunehmendem Alter umso mehr ... wie ich leider zugeben muss. Und so habe ich mich nach jahrzehntelangen, überwiegend positiven Erfahrungen mit mehr oder weniger tragbaren Koffern unterschiedlicher Marken für einen Hartschalenkoffer entschieden, der die klassische Bauart eines seitenöffnenden Koffers mit Flightcase-Abmessungen, geringem Gewicht bei augenscheinlicher Stabilität und einer Trolley-Funktion verbindet, die es erlaubt, das Ding rückenschonend hinter sich her zu ziehen. Der Hersteller: die italienische Firma Plaber S.r.l. Der Produktname: HPRC 2550W. Inzwischen ist ein Jahr vergangen und hier ist mein Praxisbericht:
Oben: Der 2550W von HPRC im Einsatz beim Architektur-Fotoshooting.
HPRC steht für "High Performance Resin Case". Resin ist ein Kunstharz. Tatsächlich verweist der Hersteller bei seiner Materialangabe auf einen Werkstoff auf der Basis von Polypropylen, Harz, Glasfaser und Gummi mit Metallelementen aus Aluminium und Edelstahl sowie Dichtungen aus Neopren, die den Koffer unzerbrechlich sowie staub- und wasserdicht machen sollen. Der Kofferdeckel wird mit zwei robusten, zweistufig schließenden Verschlusshaken unter Spannung verriegelt. Ein Ventil soll dabei den Luftdruck im Koffer automatisch regulieren. Bei geschlossenem Deckel liegen die mit Bohrlöchern versehenen Ausbuchtungen am Deckel und am Korpus aufeinander, so dass neben den beiden Verschlusshaken je ein Vorhängeschloss eingehängt werden kann. Der HPRC 2550W hat einen erfreulich ergonomischen, einklappbaren Tragegriff, der gut und rutschfest in der Hand liegt, ohne dass es einem bei entsprechendem Gewicht die Finger abschnürt. Außerdem verfügt er als Trolley über einen herausziehbaren Griff und eingebaute Räder. Die Einbuchtung für den Trolley-Griff und die Radkästen ragen in den Innenraum hinein und nehmen dort etwas Platz in Anspruch. Sofern man den gepolsterten HPRC-Innencase verwendet, ist dieser um die Radkästen herum ausgeschnitten, um besser anzuliegen. Dadurch hat der Inhalt der beiden benachbarten Fächer unter Umständen ungepolsterten Kontakt zum Koffergehäuse. Es empfiehlt sich also, dort eher Zubehörteile zu platzieren, die nicht ganz so empfindlich auf Erschütterungen reagieren.
Oben: Durch Drücken des Griffs nach rechts gegen einen Federwiderstand in der Achse wird die Arrettierung gelöst und der Griff kann ein- oder ausgeklappt werden. Nach Drücken des roten Verriegelungsknopfes kann der Trolley-Griff bis zum Anschlag herausgezogen werden und rastet dort ein. Zwischenrastungen sind nicht möglich, aber m.E. auch nicht nötig.
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Erhältlich ist der Koffer wahlweise leer, mit würfelgestanztem Schaumstoff-Einsatz oder dem bereits erwähnten Innencase aus Nylon. Ich hatte mich damals für die letztere Version (Art.-Nr. 2550WIC) entschieden, um mehr Flexibilität bei künftigen Änderungswünschen der Innenraum-Einteilung zu haben. Außerdem verschleißt der Innencase vermutlich nicht so schnell wie ein ausgestanzter, kontinuierlich abbröselnder Schaumstoffblock. Der Deckel des Innencase ist eine separate, gepolsterte Platte, die auf einer Seite mit einem Reißverschlussfach für die Aufnahme von flachen Gegenständen wie Handbuch, Filter o.ä. ausgestattet ist. Mit doppelseitigem Klebeband könnte man die Platte mit der flachen Seite im Kofferdeckel fixieren. Ich lege sie jedoch lieber lose so in den Koffer ein, dass das Fach zum Deckel zeigt. So wird die bis zum Kofferrand reichende D4 nach oben gut abgepolstert und trifft nicht auf die großen, empfindlichen Resin-Filterscheiben, die ich in dem Deckelfach aufbewahre.
Oben: Reißverschlussfach für flache Gegenstände wie Filterscheiben o.ä. Vor dem Schließen des Koffers setze ich die lose Deckelpolsterung umgekehrt in den Deckel ein, so dass die Filter flach am Innendeckel anliegen.
Für seine Größe erscheint mir der HPRC 2550W unerwartet leicht. Das mag an dem bereits erwähnten, voluminösen Griff liegen, der das Tragen sehr erleichtert. Das Leergewicht des Koffers beträgt knapp 5 kg. Laut Hersteller soll der HPRC bis zu 20% leichter sein als vergleichbare Produkte der Konkurrenz. Das mag zutreffen, jedoch wirkt auch die Wanddicke etwas dünner, als ich sie von meinen früheren PELI und B&W Koffern in Erinnerung habe. Dafür fallen beim HPRC die deutlich nach außen ragenden Holme und Verstärkungen des Gehäuses auf. Jedenfalls vermittelt der HPRC einen extrem robusten und verwindungssteifen Eindruck und ich habe ihn bei Shootings auch schon mal als Sitzgelegenheit oder erhöhte Standfläche zweckentfremded. Außen hat der 2550W die Abmessungen (BxHxT) 55 x 35 x 23 cm und liegt damit knapp unterhalb der Maximalgröße, die die IATA für Flughandgepäck empfiehlt (allerdings kochen manche Fluggesellschaften in dieser Beziehung auch ihr eigenes Süppchen). Die 29 Liter Fassungsvolumen reichen für eine NIKON D4 mit fünf mittelgroßen Objektiven, Blitz und diversen Zubehörteilen wie Filter, Fernauslöser, Aufsteck-Wasserwaage, Ersatzakkus, etc. aus. Gefüllt hat mein Koffer ein Gesamtgewicht von 12 kg.
Fazit nach zwölf Monaten im Einsatz
Nach rund zwölfmonatigem Einsatz bei diversen Architektur-Shootings im Innen- und Außenbereich entdecke ich nur geringe Gebrauchsspuren und keinerlei Schäden. Das Koffergehäuse hat außen einige leichte Schrammen und die Innenauskleidung weist ein paar Druckstellen auf. Völlig normal. Die beiden Verschlusshaken auf der Frontseite haben immer noch ordentliche Spannung und verriegeln absolut sicher. Die Scharniere sind fest und ohne Spiel. Die Räder laufen sauber und gerade auf den Achsen. Am Tragegriff sind keine Spuren von Verschleiß zu erkennen. Bei dem herausziehbaren Griff für den Trolley-Betrieb hatte ich anfangs etwas Bedenken hinsichtlich seiner Langzeitstabilität, da er recht schmal wirkt und beim Ziehen des voll beladenen Koffers zu leichtem Durchbiegen und Schwingen neigt. Heute öffnet, schließt und verriegelt der Griff nach wie vor einwandfrei, so dass meine Sorge vor einem frühzeitigen Defekt wohl unbegründet war. Ich habe ihn allerdings auch ausschließlich zum Ziehen verwendet und stets vermieden, den Koffer mit dem ausgezogenen Griff herum zu wuchten. Ich habe den HPRC 2550WIC damals für 255 € gekauft und habe bis heute keinen Grund zur Klage.
Oben: Maximal zwei Vorhängeschlösser lassen sich einhängen, gehören aber nicht zum Lieferumfang des HPRC 2550W.
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