Dateneinbelichtung mit dem Datenrückteil Nikon MF-22

Dateneinbelichtung mit Ablaufdatum – Nikon MF-22

Datenrückwand Nikon MF-22 mit F4 und F4s, Foto: bonnescape.de


Das Digitalisieren meines Bildarchivs schreitet voran, aber die Recherche zur Datierung der Aufnahmen ist mitunter zeitraubend. Wenn Aufzeichnungen irgendwann in den letzten Jahrzehnten verloren gegangen sind, hilft nur ein Einschätzen anhand von Bilddetails. Toll, wenn die Kamera damals das Datum der Aufnahme in den Film einbelichtet hat.

Das Datenrückteil MF-22, das ab 1987 für die analoge Nikon F4 gebaut wurde, kann so etwas. Auf Wunsch platziert es Datum oder Uhrzeit in der unteren rechten Bildecke jedes aufgenommenen Bildes. Konzipiert als vollwertige Kamerarückwand tauscht man das MF-22 mit wenigen Handgriffen gegen die Originalrückwand der F4/F4s aus. Dazu muss bei geöffneter Kamera lediglich die Scharnierachse mit dem kleinen vorstehenden Stift nach unten aus der Verriegelung gedrückt werden. Die Stromversorgung bezieht das MF-22 von einer 3V-Knopfzelle des Typs CR2025, die im Batteriefach neben dem Bedienfeld eingelegt wird. Damit wird der Betrieb der integrierten Digitaluhr sichergestellt, auch wenn die Kamera ausgeschaltet ist. An der Innenseite wird über zwei gefederte Kontaktstifte eine elektronische Verbindung zur Kamera hergestellt. Damit werden Signale zur Filmempfindlichkeit und zur Synchronisierung von Aufnahme und Einbelichtung ausgelesen. Ich gehe davon aus, dass darüber auch der Strom für die Einbelichtung geliefert wird.

Datenrückteil Nikon MF-22 für F4 und F4s, Außenseite und Innenseite. Foto: bonnescape.de
Befestigung der Datenrückwand Nikon MF-22, mit aufgeklappter F4s, Foto: bonnescape.de

Oben: Durch Ausklinken der Achse kann das MF-22 in Sekundenschnelle gegen die Originalrückwand ausgetauscht werden.

Die Bedienung des MF-22 ist unkompliziert und erfolgt mittels drei Knöpfen und LCD-Display. Die Verfahrensweise ist wie einer Digitaluhr. Folgende Anzeigearten stehen zur Verfügung:  Jahr/Monat/Tag, Tag/Stunde/Minute, Einbelichtung aus, Monat/Tag/Jahr oder Tag/Monat/Jahr. Die Stärke der Einbelichtung richtet sich nach der Filmempfindlichkeit, die an der Kamera eingestellt  ist. Bei Farbfotos ist sie orange, bei Schwarzweißbildern erscheint sie hellgrau. Man drückt den Auslöser der Kamera, das Bild wird belichtet, zeitgleich erfolgt die Dateneinbelichtung, ein blinkender Balken im Display des MF-22 bestätigt den erfolgreichen Vorgang, während die Kamera schon das nächste Bild aufnimmt. Eine Verringerung der maximalen Serienbild-Geschwindigkeit von 4 bzw. 5,7 Bildern pro Sekunde (je nachdem, ob F4 oder F4s) kann ich dabei nicht feststellen. Der Testfilm beweist, dass das auch nach rund 30 Jahren noch bestens funktioniert. Immerhin war die F4/F4s in den 1980er und -90er Jahren ja auch das Spitzenmodell unter den Nikon-Kameras und das Einbelichten wurde vor allem in der professionellen Dokumentarfotografie genutzt. Ein hoher Qualitätsanspruch war somit selbstverständlich.

Offenbar haben sich aber die Produkt-Ingenieure damals nicht vorstellen können, dass das alles so lange funktionstüchtig bleibt. Und so hat Nikon dem Datenrückteil eine Jahreszahl-Limitierung auf den Weg gegeben. Die Zeitrechnung des MF-22 endet mit dem Jahr 2019. Danach springt das Display zurück auf 1987. Nun weiß man ja, dass LCD- bzw. Flüssigkristallanzeigen eine begrenzte Lebensdauer haben, zumal, wenn sie unter Dauerstrom stehen. Darauf weist Nikon sogar in der Bedienungsanleitung des MF-22 hin und bietet nach 7-10 Jahren für ausgeblichene Displays einen Tausch an. Das war aber vor rund drei Jahrzehnten und ist inzwischen mangels Ersatzteilen nicht mehr möglich, wie mir der NPS heute per E-Mail mitgeteilt hat.

Landschaftsfoto Feldweg am Abend mit Dateneinbelichtung mit Nikon MF-22, Einklinker Display. Foto: bonnescape.de

Oben links: Die Bedienung des Displays ist wie bei einer Digitaluhr. Die Datenanzeige der MF-22 endet am 31.12.2019. Danach beginnt die Zeitrechnung wieder mit dem 1.1.1987.
Oben rechts: Die Einbelichtung erfolgt in der rechten unteren Bildecke in oranger Farbe. Bei sehr hellen Bildern ist das später nur eingeschränkt lesbar. Aber auch bei der Bildgestaltung ist Vorsicht geboten. Ein schiefer Horizont lässt sich nur schwer korrigieren, wenn ein gerade ausgerichtetes Datum im Bild steht. 

Immerhin kann man das MF-22 auch zum Einbelichten der korrekten Tageszeit verwenden. Mir fehlt allerdings noch eine Idee, wozu man das sinnvoll verwenden könnte. Abgesehen davon sieht das MF-22 an der F4 cool aus und ist ein schönes fotohistorisches Beispiel für die Verbindung von analogen Fotos mit dem, was man heutzutage Metadaten nennt. Übrigens wurde seinerzeit unter der Bezeichnung MF-23 für die F4 und F4s noch ein weiteres Datenrückteil mit stark erweitertem Funktionsspektrum angeboten. Ob bei diesem eine längere Lebensdauer einprogrammiert ist, ist mir nicht bekannt.
 

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Kommentare: 5
  • #1

    Ron (Freitag, 28 Juni 2024 00:03)

    Hi
    Mf-22 werden ja häufiger angeboten. Da schreibt aber keiner von den Verkäufern, dass ein heutiges Datum nicht mehr eingestellt werden kann. Scheint mir unredlich. Dann kauft man sowas und kann es nicht gebrauchen.

  • #2

    Klaus (admin) (Freitag, 28 Juni 2024 09:57)

    Hallo Ron,
    vielleicht richten sich derartige Angebote oft an Nikon-Sammler. Wenn aber ein Verkäufer die Funktionsfähigkeit betont, würde ich mir den Hinweis auf das limitierte Datum schon wünschen. Aber viele wissen es vielleicht gar nicht.
    VG, Klaus

  • #3

    Christoph C (Sonntag, 30 Juni 2024 12:07)

    Das MF23 ist ein hochkomplexes Teil, das alles mögliche kann, wie z.B. Belichtungsdaten einbelichten, Autofokusfalle, Einbelichtung wahlweise im Bild oder auf dem Steg zwischen den Bildern und noch viel mehr. Allein das Handbuch ist schon eine Zumutung. War mir zu kompliziert und ich habe es wieder verkauft. Das war aber vor 2019. Ich weiss daher nicht, ob es dieses Limit da auch gibt.
    Grüße, C

  • #4

    Nikonist (Dienstag, 02 Juli 2024)

    Zeit einbelichten macht Sinn für Abläufe während einem Tag. Ich habe das mal beim Aufbau von einem Fertighaus gemacht und konnte neben der Reihenfolge auch die Zeitdauer für die Schritte festhalten.

  • #5

    Klaus (admin) (Mittwoch, 03 Juli 2024 09:31)

    @Nikonist: Gute Idee!