Fotografieren mit klassischen HELIAR-Objektiven – Teil 2
In Teil 1 habe ich über die beiden alten HELIARE berichtet – ein 4.5/15 cm aus dem Jahr 1928 und ein 4.5/21 cm von 1947. Nachdem ich die beiden Großformat-Objektive wieder einsatzfähig gemacht habe, fasse ich nun zusammen, wie sich die Klassiker im praktischen Einsatz bewähren, welche Besonderheiten dabei zu beachten sind, und ob und wie sie sich in der Bildwirkung von modernen Objektiven unterscheiden.
Besonderheiten beim Einsatz antiker Großformat-Objektive
Wenn man klassische Objektive mit einem zeitgenössischen Verschluss des Typs COMPUR oder COMPOUND verwendet, unterscheidet sich das Handling an der Großformatkamera nicht grundsätzlich von dem mit moderneren Objektiv/Verschluss-Kombinationen. Häufig gibt es allerdings Besonderheiten bei folgenden Punkten zu berücksichtigen:
- Streulichtschutz
- Verschlusszeiten
- Verwendung von Filtern
- Einsatz von Blitzgeräten
HELIARE hat es nie mit Mehrfachvergütung gegeben, da die Produktion bereits Anfang der 1970er Jahre vor Einführung des Multicoatings endete. Ohne Vergütung oder nur mit einer einfachen Antireflex-Beschichtung reagieren die Objektive auf Gegenlicht oder seitlichen Lichteinfall mit kontrastarmen, überstrahlten Bildern. Falls man diesen Effekt nicht bewusst provozieren möchte, benötigt man beim Fotografieren mit den Klassikern eine wirksame Streulichtabschirmung, zum Beispiel durch eine Gegenlicht-/Sonnenblende oder ein Kompendium. Die zu den HELIAREN erhältlichen Blenden sind dickwandige Aufsteckzylinder, außen alufarben und innen schwarz mattiert. Nun gibt es zwar keine Weitwinkelobjektive unter den HELIAREN, diese Aufsteckblenden sind aber trotzdem sehr groß, um eine Vignettierung beim Verstellen der Großformatkamera zu vermeiden. Gewicht und Größe führen dann dazu, dass sich so eine Blende schon mal gern Richtung Schwerkraft verabschiedet. Also versucht man, die Haltebleche fester zu drücken. Das ist wohl der Grund dafür, dass viele HELIARE im vorderen Aufsteckbereich verkratzt sind.
Die alten Zentralverschlüsse, mit denen die HELIARE normalerweise ausgestattet sind, bieten eine geringere Range von Verschlusszeiten. Kleine COMPUR-Modelle bringen es noch auf 1/250 Sekunde. Bei einem großen COMPOUND geht es kaum kürzer als 1/100 Sekunde. Moderne COPAL-Verschlüsse sind zwar auch keine Rennmaschinen, aber 1/500 Sekunde ist in der Regel noch drin. Da ich bei Landschafts- und Architekturaufnahmen zugunsten einer hohen Tiefenschärfe tendentiell mit geschlossener Blende arbeite, muss das nicht zwangsläufig eine Einschränkung sein. Lichtstarke Objektive bringen dann lediglich den Vorteil eines helleren Sucherbildes beim Einstellen der Kamera.
Bei den HELIAREN ist es nun aber so, dass der Reiz beim Fotografieren mit offener Blende liegt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich die Bildergebnisse abgeblendet und mit effektivem Streulichtschutz kaum von denen mit modernen Objektiven unterscheiden. Das ist zum Einen eine kleine Sensation, da zwischen der Produktion eines Vorkriegs-HELIAR und eines RODENSTOCK SIRONAR immerhin rund 5 Jahrzehnte technischer Weiterentwicklung liegen. Zum Anderen ergibt sich daraus ein Problem. Zumindest draußen am hellichten Tag sind dem Einsatz mit offener Blende Grenzen gesetzt, weil die kurzen Verschlusszeiten fehlen.
Um Licht zu reduzieren, würde man sich normalerweise mit Graufiltern behelfen. Allerdings ist das vermeintliche Filtergewinde der HELIAR-Klassiker gar nicht als solches gedacht. Das Innengewinde der Fassung diente zur Montage der Linsenelemente und hat für Filtergewinde unübliche Maße. Filter steckte man früher außen auf die Fassung. Aufsteckfilter werden allerdings heute kaum noch hergestellt und zeitgenössische Exemplare sind in den großen Durchmessern, die für die lichtstarken HELIARE gebraucht werden, rar. Graufilter wird man eh kaum finden. Angesichts der niedrigempfindlichen Filme und Fotoplatten jener Zeit war Lichtreduzierung damals kein Thema.
Möchte man also Licht reduzieren bzw. Filter verwenden, muss man improvisieren und etwas Glück haben. Man kann sich eine Klemmvorrichtung basteln, im Fachhandel nach alten Aufsteckfiltern Ausschau halten oder versuchen, geeignete Step-Up-Ringe zu bekommen. Ich selbst habe einen Adapterring gefunden, der das "Filtergewinde" meines 15er HELIARS von exotischen 40 mm auf gängige 49 mm bringt. Das erschließt mir die ganze Range von Filtern und Haltern, die ich auch an meinen modernen Objektiven nutze. Für das 21er HELIAR habe ich immerhin einen zeitgenössischen Gelbfilter zum Aufstecken und einen passenden Polfilter aus irgendeiner Sonderanfertigung von B+W bekommen. Der Polfilter hat eine einzelne Scheibe und wird in dem der gewünschten Wirkung entsprechenden Winkel auf das Objektiv gesteckt. Zuletzt kam sogar noch ein sogenanntes LONGAR von SCHNEIDER Kreuznach dazu. Dabei handelt es sich um eine Aufstecklinse, die die Brennweite des Objektivs um den Faktor 1,5 erhöht. Ein CURTAR tut das Gegenteil, es reduziert die Brennweite. VOIGTLÄNDER hatte selbst auch derartige Linsen im Programm. Sie wurden unter dem Namen FOCAR-Linsen vermarktet. Es ist also nicht unmöglich, eine Lösung des Filterproblems zu finden, man muss aber online international suchen und etwas Geduld haben. Passende Objektivdeckel zum Aufstecken sind übrigens leichter zu bekommen.
Eine weitere mögliche Einschränkung ist das Fehlen einer Blitzsynchronisation. Wenn so ein alter COMPUR oder COMPOUND aus der Vorkriegszeit nicht irgendwann nachgerüstet wurde, wird er wahrscheinlich keine Buchse für den Blitzanschluss haben. Bei den gering empfindlichen Filmen und Fotoplatten jener Zeit öffnete man manuell den Verschluss, zündete den Blitz und schloss den Verschluss wieder. Eine derartige Vorgehensweise lässt sich mit modernen Filmen nur im dunklen Raum realisieren. Aufnahmen von Innenräumen oder im Studio wird man also mit den gegebenen Lichtbedingungen oder mit Dauerlicht realisieren müssen.
Oben: Das 4.5/15 cm HELIAR mit adaptiertem Orangefilter an der SINAR F. Die Objektivplatte ist Linhof-kompatibel und stammt aus dem 3D-Drucker.
Oben: Dank seiner hohen Lichtstärke sorgt das HELIAR aufgeblendet für ein angenehm helles Mattscheibenbild und ermöglicht damit ein komfortables Einstellen der Kamera.
Oben: Gegenlichtblenden für HELIARE sind voluminöse Aluminium-Zylinder zum Aufstecken.
Oben: Das SINAR-Kompendium sorgt für eine effektive, stabile Streulichtabschirmung und lässt sich einfach aufsetzen oder abnehmen, ohne dass man am Objektiv herumschrauben muss.
Oben: Kameraaufbau mit dem 15 cm HELIAR für die morgendlichen Aufnahmen in der Steinheide.
Oben: Zeitgenössische Aufsteckfilter in den Abmessungen der großen HELIARE sind nicht so einfach zu bekommen. Hier ein passender 57,2 mm Gelbfilter von ISCO.
Oben: Während Farbfilter und Nahlinsen vorn am Objektiv aufgesteckt werden, ist es bei Brennweite verändernden Linsen umstritten (FOCAR, CURTAR, LONGAR, etc.), ob man die nicht besser auf den hinteren Objektivtubus steckt. Hier ein SCHNEIDER LONGAR 225/572 zur 1,5fachen Brennweitenverlängerung auf der rückwärtigen Fassung des 21cm HELIAR. Vorn aufgesteckt erreicht man eine 1,8fache Verlängerung. Die Ziffer "572" hinter dem Schrägstrich bezieht sich übrigens auf den Aufsteckdurchmesser 57,2 mm.
Oben: Tabelle, Anwendung der diversen FOCAR-Linsen zur Verkürzung bzw. Verlängerung der HELIAR-Brennweiten. Auszug aus einem VOIGTLÄNDER-Prospekt, erschienen Ende der 1920er Jahre. Die Werte unter "Sonnenblende" meinen den Außendurchmesser der Objektivfassung. Dieser ist bei den HELIAREN vorn und hinten gleich.
(Klick aufs Bild zur vergrößerten Ansicht)
Bildbeispiele
Alle Bildbeispiele auf ILFORD FP4, Entwicklung in Perceptol 1+3. Scans mit EPSON V800 Photo @ 2400 dpi.
Oben: Verlassener Bauernhof, Erftkreis 2021. SINAR F mit HELIAR 1:4.5/21cm (Version 1947) in COMPOUND III. Gelbfilter, Blende 16, 1/10 Sek.
Wenn nicht der veränderte Sonnenstand wäre, ich könnte kaum sagen, welches Bild mit dem HELIAR und welches mit dem 44 Jahre jüngeren SINARON S aufgenommen wurde. Die Bildanmutung bei Blende 16 ist sehr ähnlich, die Schärfe ebenso. Trotz gleicher Brennweite zeichnet das HELIAR eine Spur weitwinkliger als das SINARON S. Auf den Negativen ist an jeder Kante ca. 1 mm mehr drauf (siehe Zaun rechts und Papier links unten).
Oben: Gleiche Einstellung, einige Minuten später mit dem SINARON S 1:5.6/210mm in COPAL 1, Blende 16, 1/15 Sek.
(Klick aufs Bild zum Vergrößern)
Oben: Ausschnitt / HELIAR
Oben: Ausschnitt / SINARON S
Oben: Verlassenes Haus, Erftkreis 2021. SINAR F mit HELIAR 1:4.5/15cm (Version 1928) in COMPUR II. Orangefilter. Blende 12, 1/5 Sekunde.
Das Bild hat eine gute Detailzeichnung und Schärfe, die zum Rand hin nur wenig nachlässt. Die beiden abgebildeten Crops entsprechen jeweils einer Druckgröße von 3x3 cm bei einer Gesamtgröße des 107-Megapixel-Scan von 100x80 cm in 300 ppi Offset-Auflösung.
Oben: Ausschnitt untere Bildmitte, Scan ungeschärft
Oben: Ausschnitt rechter Bildrand, Scan ungeschärft
Oben: Hochstand in der Steinheide, 2021. SINAR F mit HELIAR 1:4.5/15cm. Orangefilter, Grauverlauffilter 0.9 und Kompendium. Blende 5.6, Fokus auf den Gräsern im Vordergrund.
Die Anmutung beider Bilder ist sehr ähnlich und im Schärfebereich (unteres Bilddrittel) fast gleich. Der Unschärfebereich (Ebene des Hochstands und dahinter) verrät aber ein unterschiedliches Unschärfeverhalten. Das HELIAR zeigt noch Strukturen, wo das SIRONAR-N nur noch Verläufe sieht. Der Klassiker scheint trotz höherer Lichtstärke bei Offenblende eine etwas größere Schärfentiefe zu haben. Unter anderem daraus resultiert ein Bokeh, das unruhiger wirkt als das des 53 Jahre jüngeren SIRONAR-N.
Oben: Die gleiche Einstellung (zur sicheren Unterscheidung ein wenig nach rechts geschwenkt), gleiche Filter, gleiche Belichtungsdaten, einige Minuten später aufgenommen mit SIRONAR-N 1:5.6/150mm. (Klick aufs Bild zum Vergrößern).
Oben: Bokeh / HELIAR
Oben: Bokeh / SIRONAR-N
Links: Gräser in der Steinheide. Naheinstellung mit dem 4.5/21 cm HELIAR, Blende 8. Dunkelgelbfilter und Kompendium.
Oben: Ausschnitt aus dem Bild links. Unscharfe Lichtpunkte erscheinen dank der 15 Blendenlamellen kreisrund.
Oben: Kirschblüten, Erftkreis 2021, Nahaufnahme SINAR F mit HELIAR 1:4.5/21 cm und rückseitig aufgestecktem LONGAR 225/572, Blende 11, 1/10 Sekunde.
Bei der Nahaufnahme der Kirschblüten habe ich eine LONGAR-Linse auf den rückseitigen (d.h. den in die Kamera hineinragenden) Tubus des HELIAR aufgesteckt und auf diese Weise die Brennweite um den Faktor 1,5 verlängert. Die Tiefenschärfe ist zwar bei diesem extremen Nahbereich minimal, die Grundschärfe auf dem sägezahnartigen Blattrand verschlechtert sich aber durch die Verwendung der zusätzlichen Linse nur wenig. Das Hintergrund-Bokeh mit den runden Unschärfekreisen gefällt mir hier sehr gut.
Oben: Das LONGAR bewirkt eine Verlängerung der Brennweite auf über 30 cm und erforderte bei der Nahaufnahme einen Auszug von 53 cm plus Kompendium. Die dem Auszug geschuldete 2,5fache Belichtungsverlängerung erwies sich dabei als ausreichend. Die LONGAR-Linse selbst schluckt offenbar kaum Licht.
Oben: Verschleiert, SINAR F mit HELIAR 1:4.5/21cm
(Version 1947) in COMPOUND III. Offene Blende, 1/1 Sek.
Fokus auf dem Auge rechts.
Aufnahmeabstand 1,30 m.
Im Nah- und Portraitbereich sind die mit dem 21er HELIAR offenblendig aufgenommenen Fotos insgesamt weich und im Fokusbereich einigermaßen scharf, wenn auch nicht wirklich knackig. Aber das ist gerade bei Portraits auch nicht unbedingt erwünscht. Besonders helle Bildpartien und zarte Stoffe, wie in dem Bildbeispiel, erhalten dafür eine Art sphärischer Weichheit, die bei bestimmten Motiven ansprechend wirken kann. Je nach Streulichteinwirkung kann dieser Effekt bei den
frühen, unvergüteten Varianten stärker sein als bei den einfach vergüteten HELIAREN aus der Nachkriegszeit. Die bei offener Blende im Portraitbereich sehr geringe Tiefenschärfe unterstützt diesen Effekt mit fließenden Schärfe-Unschärfe-Verläufen. Dank der aufwändigen Blendenkonstruktionen mit 13 bzw. 15 Lamellen, die einen nahezu perfekt gerundeten Blendenkreis bilden, erscheint das Bokeh mit runden Unschärfekreisen, die auch zum Bildrand nicht oval werden. Abgesehen von diesem willkommenen Effekt würde ich das Bokeh aber nicht als besonders harmonisch bezeichnen. Das machen meine SIRONARE auch nicht schlechter.
Fazit:
Das Instandsetzen von und das Fotografieren mit alten HELIAR-Objektiven macht Spaß. Mittlerweile habe ich die beiden HELIARE schon einige Monate im Einsatz und habe unterschiedliche Motive damit fotografiert. Manchmal war es möglich, das gleiche Motiv parallel noch mit einem meiner SIRONARE zu fotografieren. Im Vergleich zu meinen anderen Objektiven haben mich die mit den HELIAREN erzielten Bildergebnisse in zweifacher Hinsicht überrascht. Weder im Hinblick auf den duftigen, künstlerischen Look, den man diesen Objektiven nachsagt, noch bei der Abbildungsqualität unterscheiden sich die Bilder wesentlich von denen meiner moderneren Rodenstock-Objektive. Das ist einerseits ein wenig enttäuschend, aber zugleich auch positiv beeindruckend.
Die HELIAR-Fünflinser zählten zu ihrer Zeit zu den Spitzen-Objektiven, wurden seitens VOIGTLÄNDER als "Meisterobjektive" vermarktet und wegen ihrer "wunderbar plastischen Zeichnung" gerühmt. Abgesehen von dem UNIVERSAL HELIAR, einer speziell für Portraitfotografie gedachten Variante mit variablem Weichzeichner, war bei der Entwicklung der HELIARE nicht die Kultivierung von Bildfehlern das Ziel, sondern bestmögliche Brillanz und Detailschärfe bei hoher Lichtstärke. Das Ergebnis lässt diese Objektive auch heute noch mit modernen Kontrahenten ebenbürtig erscheinen. Der Ruhm dieser sogenannten Super-Anastigmaten hält daher nicht zu Unrecht bis in die heutige Zeit an und sorgt bei gut erhaltenen Exemplaren für anhaltend hohe Gebrauchtpreise.
Für diejenigen Fotografen, die nach Altglas mit Charakter (sprich Abbildungsfehlern) suchen, sind HELIARE vielleicht gar keine so gute Wahl. Die Objektive sind einfach zu gut.
Copyright 2021 by Klaus Schörner / www.bonnescape.de
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Hajott (Mittwoch, 23 Juni 2021 10:12)
Glückwunsch zur ansprechenden Bebilderung! Besonders lesenswert sind Ihre Ausführungen zum Zubehör. Dazu hatte ich bisher keine Informationen finden können.
Sie gelangen zu einem interessanten Ergebnis. Was macht den "Hype" der Heliare aus? Dass sie seit Jahrzehnten bekannt sind für ihre herausragende Bildqualität, die modernen Objektiven ähnlich ist. Aber warum dann der hohe Preis? Dann kann ich für weniger Geld doch auch ein Symmar oder ein Sironar nehmen und habe durch die bessere Vergütung dann auch noch Reflexionen verringert? Oder sind es die Reflexionen, die man so sehr haben möchte, dass man dafür mehr Geld bezahlt? Das verwirrt mich ...
Klaus (admin) (Donnerstag, 24 Juni 2021 09:45)
Danke, Hajott.
Die Reflexanfälligkeit infolge der fehlenden Mehrfachvergütung dürfte kaum der Grund sein für die hohe Nachfrage nach diesen Objektiven. Dagegen hat wohl eher das Universal Heliar mit seiner variablen Weichzeichnung den Ruhm der Heliare insgesamt mitbegründet. Für ein gut erhaltenes 15 cm Heliar im Compur bezahlt man heute mindestens so viel wie für ein gebrauchtes 150 mm Sironar/Symmar im Copal oder Prontor. Bei den längeren Brennweiten liegen die Klassiker preislich sogar meist deutlich über den modernen Objektiven. Dabei spielt sicher eine Rolle, dass die 80 und mehr Jahre alten Exemplare in gutem Zustand rar sind. Rein bildmäßig sehe ich keinen Grund, meine Heliare den Sironaren vorzuziehen. Abgesehen vielleicht von dem erwähnten runden Blendenkreis der alten Verschlüsse sind die einfach zu nah beieinander. Wenn ich für ein Bild den "Charakter", sprich die Abbildungsfehler eines klassischen Objektivs möchte, bevorzuge ich persönlich einen Dreilinser.
HubPoch (Mittwoch, 28 Juli 2021 10:03)
Ich finde die beiden Heliar-Artikel interessant und lesenswert.
Ich fotografiere mit einer Linhof Technika und bevorzuge antike Objektive aus der Vorkriegszeit. Ich habe auch ein Heliar und kann einige Ihrer Erkenntnisse aus eigener Erfahrung bestätigen.
Würde es begrüßen, wenn da noch mehr über klassische Großformatlinsen kommt. Vielleicht zum Tessar oder zum Dagor? Gern weiter so! Ich komme regelmäßig vorbei. :-)
Klaus (admin) (Donnerstag, 29 Juli 2021 09:35)
Danke :-)
Ja, da wird früher oder später sicher noch was in dieser Richtung kommen. Beim Tessar tue ich mich allerdings noch schwer. Da schreibt man entweder nichts oder ganz viel. Sonst habe ich das Gefühl, dass ich dem Objektiv nicht gerecht werde. Dagor habe ich keines, aber etliche Doppel-Anastigmaten anderer Hersteller. Aktuell experimentiere ich im analogen Großformat allerdings mit Dreilinsern.
RJ (Dienstag, 24 August 2021 09:16)
Ich finde das mit den Aufstecklinsen interessant. Hat man das tatsächlich so gemacht: Longar etc. hinten drauf, Farbfilter vorn? Da kommt man doch von hinten kaum dran und eine Befestigung geht auch nicht, weil das Objektiv nicht weit genug raussteht.
Klaus (admin) (Dienstag, 24 August 2021 09:59)
Bei einfachen Plattenkameras mit engem Balgen oder flachbauender rückwärtiger Fassung kann man oft nichts hinten draufstecken. Brennweiten-verändernde Linsen dürfte aber auch etwas für Spezialisten bzw. Berufsfotografen gewesen sein. Und die haben dann vermutlich auch keine simplen Kameras verwendet, sondern aufwändigere Modelle. Man will ja auch nicht die Bildfehler eines billigen Dreilinsers mit vergrößern. Daher beziehen sich Herstellerempfehlungen (wie der Listenauszug oben) meist auf Objektive wie Heliar, Tessar, Skopar & Co.
Thomas Pantke (Samstag, 08 Januar 2022 22:42)
Der Hype um das weltberühmte Heliar kommt auch von den Erzählungen der Alten, die vor uns waren. Eine Bergheil mit Heliar(meist Wechselbar) war für den Normalbürger damals was Unerreichbares. Das 15cm Heliar war neben dem 13,5cm das Normalobjektiv für 9x12, leuchtet aber auch 13x18 gut aus. Angeregt von Ihren Ausführungen, habe ich mit meinen CZJ Proxar-und Distarlinsen 2x42, hinten und/oder vorne draufgesteckt , die verschiedenen Brennweitenmögichkeiten mal durchgespielt. Es funktioniert sehr gut und ergibt eine Reihe von Varianten. Vielleicht können Sie die Brennweitenverlängerungen bzw. -verkürzungen durch Vorsatzlinsen mit einer mehrfachfach belichteten Aufnahme mal anschaulich in Ihrem Beitrag ergänzen oder gleich einen Neuen schreiben.
Vorsatzlinsen und Filter sowieso gehörten früher zu einer besseren Fotoausrüstung. Meine waren in der Kameratasche mit drin und kosteten je 10,- Mark extra um 1929.
Meine Bergheil mit 4,5/15cm Heliar verwende ich als Handkamera. Mit etwas Übung trifft man den Bildausschnitt mit Brillant- oder Rahmensucher recht gut. Wenn ich keine Zeit oder Lust habe auf der Mattscheibe scharf zu stellen, nehme ich bei Nahaufnahmen Zollstock oder Bindfaden. Bei der alten Voigtländerplatte läßt sich der Film gut auf die Glasplatte, die meist noch drin ist, aufklemmen. Kommt er in der Mitte hoch, klebe ich etwas dünnes Doppelklebeband drunter und erreiche somit eine recht brauchbare Planlage des Filmes.
Fürs neue Jahr wünsche ich Ihnen und uns Lesern/Bildgierigen noch viele anregend, unterhaltsame Bild- und Technikgeschichten.
Beste Grüße und allzeit gut Licht
Thomas P.
Klaus (admin) (Sonntag, 09 Januar 2022 10:57)
Hallo Thomas,
danke für die Ergänzung meines Berichts.
Ja, die Bergheil-Plattenkameras sind häufig (nicht immer) mit Heliar-Brennweiten ausgestattet und werden auch heute noch vergleichsweise hoch gehandelt. Man kann sehr gut damit arbeiten, zumal die lichtstarken Heliare zur Bildbeurteilung mehr Licht auf die dunkle Mattscheibe lassen als Kollineare oder Radiare, mit denen preiswertere Bergheil-Versionen bestückt sein können. Mit etwas Glück findet man auch schon mal Kassetten mit Filmhalter, bei denen man sich die Fummelei im Dunkeln mit Glasplattenklemmung und Klebeband sparen kann.
Ich habe mal Ihre Webseite besucht. Gefällt mir sehr gut.
Viele Grüße und weiterhin feine Bilder!
Klaus
Thomas Pantke (Sonntag, 09 Januar 2022 14:00)
Lieber Klaus!
Dank. Im Moment sind es Bilder von Negativen einer 16mm Kinamo.
Da bei den Kassetten die Haltebleche immer mit dabei waren, war ich auch verführt diese zu verwenden. Nach vielen ärgerlichen Versuchen, habe ich sie weit weggelegt. Die Markenkassetten, wenn sie denn lichtdicht und leichtgängig sind, sind so komfortabel, daß sich die Fummelei in der Dunkelkammer in Grenzen hält. Wenn ich auf Kontakt oder Vergrößerung das volle Glasplattenformat ausnutzen kann, mit den sichtbaren Marken der Rückhaltefüßchen, dann gefällt mir das schon recht gut.
Grüße aus Leipzig
Thomas P.