Die NIKON F4 – tatsächlich so etwas wie eine Liebeserklärung
Wenn es je eine Kamera gab, die mich bis heute dauerhaft in emotionale Begeisterung versetzen kann, dann ist das ohne jeden Zweifel die NIKON F4. Für mich ein Meilenstein der Kamerageschichte und subjektiv die formvollendetste Kamera, die NIKON je gebaut hat. Nach den vergleichsweise kantigen Vorgängern ist die 1988 vorgestellte F4 die erste Profikamera aus dem Hause NIKON, die konsequent auf abgerundete, ergonomische Formgebung setzt. ...
Wie keine andere NIKON vor oder nach ihr, scheint die F4 wie für meine Hände geschaffen. Alle Bedienelemente sind perfekt platziert. Gut ausbalanciert liegt sie in den Händen. Ihr für heutige Verhältnisse hohes Gewicht von rund 1200 g wirkt stimmig, vermittelt das Gefühl von grenzenloser Zuverlässigkeit und Qualität. Ob mit kurzbrennweitigen Objektiven oder langen Telezooms, die Kamera ermöglicht jederzeit einen sicheren Griff. Sie fühlt sich einfach gut an.
Ein Meilenstein der Fototechnik
Im Vergleich zu den Vorgängern erscheint die F4 geradezu unglaublich fortschrittlich. Neben ihrem selbst für heutige Maßstäbe außerordentlich großen und brillanten Sucherbild ohne Einschränkung des Bildfeldes für Brillenträger verfügt sie serienmäßig über ein innovatives Matrix-Meßsystem sowie integrierten Autofokus. Zwar bietet sie nur ein einzelnes, zentral platziertes AF-Messfeld, arbeitet aber präzise, einigermaßen schnell und mit Vorwahlmöglichkeit für statische oder kontinuierliche Schärfeführung. Griffige, beschriftete Drehknöpfe erlauben eine schnelle Bedienung und Erkennung der Einstellungen, ein Display mit komplizierter mehrfachbelegter Knopfsteuerung sucht man vergebens und vermisst es beim Fotografieren auch nicht. Alle wichtigen Informationen werden im Sucher eingespiegelt oder mit stromsparender Flüssigkristallanzeige, auf Knopfdruck auch grün hinterleuchtet, angezeigt. Statt der heute üblichen Spiegelvorauslösung, die mit 3 bis 5 Sekunden für die effektive Vermeidung von Verwacklungen mitunter zu kurz ausfällt, hat die F4 einen Hebel, mit dem der Spiegel nach oben geklappt werden kann. Wenn die Belichtungen abgeschlossen sind, klappt man ihn wieder zurück. Maximal individuell und dabei genial einfach. Trotz elektronischer Verschlussteuerung und sensitivem Auslöseknopf setzt die Kamera zur Fernauslösung noch auf einen seitlich an der Gehäusebasis platzierten Drahtauslöseranschluss. Wunderbar! Niemals habe ich für Langzeitbelichtungen etwas anderes gebraucht. Die mehrpoligen, elektronischen Fernauslöser-Schnittstellen späterer Nikons mit ihrer hakeligen Schraubbefestigung, die sich entweder von selbst löst oder die man später kaum noch los bekommt, sind mir ein Gräuel. Da die F4 über einen integrierten Motor verfügt, ist sie die erste Profi-Nikon ohne den in den 80er Jahren noch obligatorischen Schnellspannhebel. Ich erinnere mich, dass sich viele Fotoprofis damals nur schwer mit dieser Tatsache anfreunden konnten.
Erstaunlich, dass dieses wunderbare, ergonomische Stück Profi-Technik nie so recht an den Verkaufserfolg der Vorgängermodelle anknüpfen konnte. Jedenfalls wurde die Produktion des Vorgängermodells F3 aufgrund der dauerhaft hohen Nachfrage fortgesetzt und sogar erst 6 Jahre nach Ablösung der F4 durch ihre Nachfolgerin F5 eingestellt.
Die NIKON F4 im Härtetest in den Tropen
Anfang der 90er Jahre hat mich meine F4 zweimal für einige Monate nach Indonesien begleitet und unzählige Rollen Kodachrome 200 belichtet. Hitze, tropische Schwüle, Staub und die unvermeidlichen Erschütterungen beim Reisen auf holprigen Wegen konnten ihr nichts anhaben. Selbst einen Sturz aus einem Meter Höhe auf den gefliesten Steinboden eines alten Kolonialgebäudes in Yogyakarta überstand sie ohne funktionale Beeinträchtigungen (der Schaden an den Fliesen hielt sich in Grenzen). Nahezu unbegrenzt zuverlässig, hat die F4 niemals ihren Dienst versagt. Eine Freude, mit einem solchen Werkzeug zu arbeiten.
Oben: Dorfkinder beäugen den fremdländischen Besucher, Cirebon/Nord-Java, 1990,
NIKON F4, AF 1,8/50 mm, Kodachrome 200, NIKON Coolscan, Schwarz/Weiss-Umwandlung mit Photoshop
Oben: Bakso Hujan, Regenzeit, Zentral-Bali, 1993,
NIKON F4, AF-D 3,5-4,5/28-105 mm, Kodachrome 200, NIKON Coolscan
Oben: Bäuerin vor Reisfeld-Panorama, Zentral-Bali, 1993,
NIKON F4, AF-D 3,5-4,5/28-105 mm, Kodachrome 200, NIKON Coolscan
Oben: Händlerin ordnet ihre Waren auf der Teak-Holzladung eines Kahns im Hafen von Jakarta, 1990,
NIKON F4, AF-D ED 2,8/80-200 mm, Kodachrome 200, NIKON Coolscan
Nach diesen Reisen musste die F4 dennoch immer öfter im Schrank bleiben. Meine Motivwahl, meine Arbeitsweise und meine Vorliebe für großformatige Vergrößerungen sprachen zunehmend für die Verwendung größerer und schließlich digitaler Aufnahmeformate. Ein Vitrinenplatz ist meiner F4 jedoch sicher. Und hin und wieder nehme ich sie nochmal raus und fotografiere ein wenig mit ihr – einfach nur zum Spaß.
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Maik (Donnerstag, 02 Februar 2017 13:53)
Ich hatte eine. Nettes Teil. Hab immer gehofft, dass der Digi-Sensor in Form einer KB-Patrone auf den Markt kommt. Dann hätt ich sie nicht weggegeben. Aber Film ist mir inzwischen zu umständlich.
Maik
Frank (Donnerstag, 22 Februar 2018 17:52)
Habe meine immer noch, ab und zu bekommt sie auch einen Film. Hergeben werde ich sie nie.
Frank
Klaus (admin) (Donnerstag, 22 Februar 2018 18:01)
:-)
Nein, ich kann mich auch nicht trennen. Man bekäme aber auch kaum noch etwas dafür. Ich habe letzte Woche bei einem Kölner Fotohändler mehrere im Schaufenster gesehen zu je etwa 200 €. Unfassbar ....
LG, Klaus
Udo A. (Donnerstag, 24 Mai 2018 20:20)
Das kann ich verstehen, ich kann mich von meiner Nikon F3 HP auch nicht trennen.
Viele Grüße, Udo
Bernd Schmitz-Howold (Donnerstag, 10 Januar 2019 10:39)
Ich habe bei einem COLOR FOTO Wettbewerb 1991 eine F4s gewonnen.Weil ich blöd war, sie Jahre später in Zahlung für was neues gegeben.Darüber habe ich mich 25 Jahre geärgert.Vor vier Wochen erwarb ich deshalb eine bei Ebay.Neu und nahezu unbenutz.Keine Gebrauchsspuren.290 Euro.Ein Paar 90er Jahre original Linsen habe ich auch schon.Ich bin begeistert.Hätte ich schon früher machen sollen.
Klaus (admin) (Donnerstag, 10 Januar 2019 13:35)
Hallo Bernd,
na, da kann man nur gratulieren! Der Preis ist super, und dann auch noch neuwertig! Viel Spaß mit dem guten Stück!
Walter (Donnerstag, 23 Juli 2020 19:53)
Ihr werdet lachen... Die F4 ist seit 30 Jahren meine hauptsächlich verwendete Kamera.... Ich bin Filmfan, verarbeite selbst und die F4 bietet alles, was ich brauche. Warum soll ich wechseln? ... Natürlich habe ich auch eine Digitalkamera, die liegt aber nur im Schrank.
....
Schöner Beitrag, Klaus! Spricht mir aus der Seele.
Walter
KLaus (admin) (Freitag, 24 Juli 2020 11:12)
Hallo Walter,
danke für dein Feedback. Ich freue mich, das zu lesen. Es muss nicht immer das Neueste sein.
VG, Klaus
Thomas (Donnerstag, 13 August 2020 22:54)
Hi Klaus,
schöner Beitrag! Ich bin darauf gestossen, weil ich gerade recherchiere welche analoge Kamera ich mir besorgen will.
Meine Anregung wäre Deine Beiträge auch, ähnlich der Kommentare linksbündig (Flattersatz) statt im Blocksatz zu formatieren. Die Lesbarkeit leidet durch die großen Lücken extrem (ich arbeite als Graphiker und Typograph, Fotografie ist "nur" Hobby und Leidenschaft ;)).
Abgesehen davon, danke für den Beitrag der mich meiner Entscheidung entscheidend näher gebracht hat. Ich freu mich schon mal wieder in der Dunkelkammer zu stehen :).
Klaus (admin) (Freitag, 14 August 2020 11:47)
Hallo Thomas,
danke für dein Feedback. Du hast völlig recht mit der Typographie. Je nach Anzeigegerät und Abbildungsmaßstab klafft der Fließtext schon mal unschön auseinander. Wenn du einen Blick in die jüngeren Beiträge wirfst, siehst du, dass ich zwischenzeitlich auf linksbündigen Flattersatz umgestellt habe. Es fehlte allerdings bisher die Zeit, die älteren Beiträge entsprechend anzupassen.
Sven Seibel (Sonntag, 13 Februar 2022 17:26)
Die Nikon F4 ist jetzt meine vierte Nikon und meine erste analoge Nikon. Vor der digitalen Zeit habe ich schon mit analogen SLR Kameras fotografiert, bin aber erst relativ spät zu Nikon gestoßen. Ich fühle mich sehr gut bei dieser Marke aufgehoben und bin mit meiner vor ca. 3 Monaten erstanden F4s sehr glücklich. In meiner Euphorie habe ich mittlerweile auch meine Nikkor D Objektiv-Palette erweitert. Das Gefühl wieder in die analoge Welt einzutauchen empfinde ich als sehr wohltuend. Die Entschleunigung und das genaue Komponieren von Bildern, ist mir beim digitalen Fotografieren immer mehr abhanden gekommen. Ich lerne wieder komplett von neuem und das wirkt sich auch auf die digitalen Bildern aus. Auch wenn die F4 mir noch manchmal Rätzel aufgibt, die ich nicht entschlüsseln kann, ist sie ein guter Lehrmeister.
Nikomarc (Dienstag, 15 Februar 2022 23:15)
Das kann ich gut nachvollziehen. Entschleunigung und bewusstes Fotografieren und Wertschätzung des Materials haben auch mich zum Film zurückgebracht. Mein Favourite ist die Nikon F3, weil ich aus dem obigen Grund keinen Motorantrieb möchte.
Liebe Grüße
Marc
Stephan (Freitag, 14 April 2023 09:57)
Danke für diesen wunderbaren Beitrag!
Ich bin gerade über Google auf diesen Beitrag gestoßen, als Suchbegriff hatte ich Nikon F4 eingegeben.
Ich hatte selbst eine F4s (1992 gekauft). 2006 habe ich mich von Ihr getrennt. Ich kann Ihre Begeisterung nachvollziehen. Die F4 war die beste Kanera die ich je hatte und wünschte ich hätte sie noch. Mit dieser Kamera wurde man wirklich eins, und die Funktionalität war unübertroffen. Ich habe heute (14.04.23) die F4 gegoogelt, weil ich eine wieder einmal diese schöne Kamera sehen wollte und stoße gleich auf Ihren schönen Beitrag - you made my Day : )
Klaus (admin) (Samstag, 15 April 2023 10:31)
@Stephan: Danke, das freut mich sehr. Vielleicht sind Ihre positiven Erinnerungen an diese schöne Kamera eine gute Voraussetzung, um sich irgendwann nochmal eine zu kaufen. Mit etwas Glück und Geduld findet man noch gut erhaltene Exemplare für vergleichsweise kleines Geld.
Ralf (Dienstag, 16 Mai 2023 17:13)
Ich kann diesen Beitrag voll unterschreiben: Auch für mich ist die Nikon F4 + F4s und die anderen dazugehörigen Motorvarianten die beste und schönste analoge SLR, die ich kenne.
Allein schon das Einlegen von Film, der Sucher, die Modularität, Robustheit und Ergonomie...
Obwohl ich absolut kein 'Sammler' bin, kam ich manches Mal in Versuchung, mir alle Motorvarianten in der hohen Seriennummer (ab 26...) zu kaufen, habe es dann aber doch nicht gemacht, weil es zu schade ist, so eine Kamera unbenutzt im Schrank stehen zu lassen.
Schade, dass man nicht diese perfekte Form und Ergonomie der F4s in die Digitalen Kameras hinübergerettet hat. Die Z6 + Z7 sind ja recht eckig und unschön; eine DSLR in der Größe einer Z6/7 und dem Look und der Modularität einer F4 wäre das Beste...
Canomatic (Montag, 05 Juni 2023 07:09)
Hallo, eine tolle Hymne auf die F4. Als ich in die Fotografie einstieg, war meine gebrauchte F4 das Nonplusultra, erst recht für mich als Schüler. Und ich kann dem nur zustimmen: Es ist eine der besten Kameras aller Zeiten.
Meine habe ich nur deshalb hergegeben, weil meine große Liebe zu einer anderen großen Legende entbrannt ist: Die Canon F-1 und F-1 New. Und für die beiden gilt alles, was hier steht. Hergeben würde ich meine ebenfalls nie, manchmal erfreue ich mich einfach nur an dem satten "Klick" des mechanischen Titanverschlusses. Abgesehen davon: ich habe es trotzdem oft bereut, dass die F4 weg ist. Sie stand wie keine zweite (außer der F3) für das - wie soll ich sagen - Nikon-Gefühl der 1980er.
Wolfram (Freitag, 08 März 2024 09:28)
Moien,
vielen Dank für Deinen Beitrag, Du hast mir die Entscheidung zum Kauf sehr erleichtert und...
gestern habe ich es auch getan - in einer online Börse hatte ich eine F4 / F4s für gerade einmal 249€ gefunden. Gestern einen Termin zur Ansicht gemacht - angesehen, soweit möglich Funktion überprüft, gekauft und mitgenommen.
Die F4 hat nur ganz wenige Gebrauchsspuren und hoffentlich auch keine versteckten Probleme.
Über das kommende Wochenende werde ich sie ausgiebig mit meinen 35mm/f2 AF und 28-85mm/f3,5-4,5 AF Nikkoren testen.
Was für ein Gefühl, diese Kamera in den Händen zu halten. Kein Vergleich zu meiner F801.
Nachdem ich fast vierzig Jahre so gut wie nicht fotografiert habe, hat mich der 'Virus' im letzten Jahr wieder gepackt und endlich sind die damals für mich unerreicht teuren Kameras bezahlbar geworden. Damals hatte es 'nur' zu einer Nikon FM gereicht, sie hat nach 40 jährigem Dornröschenschlaf wieder klaglos ihren 'Dienst' im letzten Jahr aufgenommen.
Klaus (admin) (Freitag, 08 März 2024 10:16)
Danke, Wolfram, das freut mich sehr.
Ich wünsche dir viel Spaß und feine Bilder mit deiner F4.
Reiner (Donnerstag, 25 April 2024 21:43)
Hallo zusammen, ich habe den interessanten Beitrag eben erst gelesen, sorry. Dabei bin ich seit 1991 stolzer Erstbesitzer dieser Kamera (3.200 DM seinerzeit) und diese hatte meine FE2 und FA abgelöst. Ich kann das meiste, was hier geschrieben wurde, bestätigen. Einzig bei der Ergonomie kann ich die Begeisterung nicht ganz teilen. Zwar ist die F4 schön geformt, leider ist die Gummierung recht glatt und nicht so griffig wie bei den "neueren" DSLRs. Diese liegen m.E. deutlich sicherer in der Hand, insbesondere meine kürzlich erworbene D 500. Insgesamt ist die F4 schon ein überzeugendes, robustes Gerät, an dem ich sehr hänge und die ich auch nie verkaufen werde.
Allzeit gut Licht.
Reiner
Klaus (admin) (Freitag, 26 April 2024 12:31)
Hallo Reiner,
danke für deinen Beitrag. Deinen Hinweis auf das "Ergonomiewunder" D500 kann ich bestätigen. Dazu gibt es hier im Blog ja auch schon einen Artikel.
Viel Spaß mit deinen Nikons!
Klaus