Objektivplatinen aus dem 3D-Drucker – Werbung –

Großformatkamera: Objektivplatinen aus dem 3D-Drucker

Praxistest PLA-Objektivplatinen aus dem 3D-Drucker von ausgeknipst: Foto: bonnescape.de

Bei den frühen Plattenkameras bestanden sie zumeist aus Holz, danach gab es sie jahrzehntelang vor allem aus Stahlblech oder aus Aluminium. Heute werden für Großformatkameras zunehmend auch 3D-gedruckte Objektivplatinen angeboten. Hat das ausschließlich preisliche Gründe oder haben die Platten aus dem Drucker auch noch andere Vorteile? Ich habe die Objektivplatinen des Würzburger Herstellers "Ausgeknipst" in der Praxis getestet.

Wegen der erhaltenen Testmuster ist dieser Bericht gemäß § 5a Absatz 4 UWG als WERBUNG gekennzeichnet.

Was sind Objektivplatinen und welche Ausführungen gibt es?

Unter diesem Begriff versteht man Platten, mit denen die Objektive verschraubt werden, um sie anschließend in die Frontstandarten von verstellbaren Kameras einsetzen zu können. Ich selbst verwende Platinen des Typs Sinar (139 x 139 mm) und des Typs Linhof (96 x 99 mm). Die Ersteren passen auch an einige Kameras von Horseman und die Linhof-typischen Platinen funktionieren unter anderem an Kameras von Wista, Shen Hao, Ebony, Chamonix und Tachihara. Außerdem gibt es noch weitere autochthone Platinenformate für gängige Kameras wie Plaubel, Deardorff, Cambo, Arca Swiss, Toyo, Graflex, usw. Die Platinen sind mit runden Bohrungen versehen, die sich an den Einbaugewinde-Durchmessern der Objektive oder Verschlüsse orientieren. Bei den moderneren Zwischenlinsenverschlüssen vom Typ COPAL, COMPUR oder PRONTOR haben sich folgende Lochgrößen durchgesetzt, deren Durchmesser jeweils 1-3 mm größer sind als die Einbaudurchmesser der Verschlussgehäuse: 

 

Verschlussbezeichnung

Einbaugewinde Ø

Platinen-Bohrung Ø

Größe #00

25 mm

26,3 mm

Größe #0

32,5 mm

34,6 mm

Größe #1

39 mm

41,6 mm

Größe #2

50 mm

52,5 mm

Größe #3

62 mm

65,0 mm


Varianten mit dezentrierter, nach unten versetzt angebrachter Bohrung sollen bei bestimmten Laufbodenkameras für mehr Verstellspielraum sorgen. Für kurzbrennweitige Objektive sind zudem auch noch Platinen mit nach innen versetzter Montageebene erhältlich. Die Objektive sitzen dann in einem runden Schacht, der die Bedienung des Verschlusses von vorn etwas fummelig macht, aber einen größeren Abstand zwischen Front- und Bildstandarte und somit mehr Platz für den Balgen ermöglicht:

 

Verschlussbezeichnung

Variation

Größe #0

Offcenter, 5 mm nach unten versetzt

Größe #0

Recessed, 12 mm nach innen versetzt

Größe #0

Recessed, 21 mm nach innen versetzt

Varianten für historische Objektive und Verschlüsse

Bei Exemplaren aus der ersten Hälfte des 20. Jhdts. wie z.B. den Rad-COMPUR-, COMPOUND- oder IBSOR-Verschlüssen, finden wir neben den oben genannten auch noch weitere Lochmaße, z.B.:

 

Verschlussbezeichnung

Einbaugewinde Ø

Platinen-Bohrung Ø

Compound Dagor

 37mm (?)

38,0 mm

Compur II Hülse 4/II

44 mm

ca. 46 mm

Compound #3 Hülse 7

 60 mm

63,2 mm

Compur #3s

 60,4 mm

64,5 mm

Compound #4 Hülse 9

 65,9 mm

69,1 mm

Compound #4 Hülse 10

 76,7 mm

80,0 mm

Compound #5 Hülse 12

 90 mm

93,4 mm

 

Quellen: Eigene Sammlung, skgrimes.com/lens-board-mountings/
www.largeformatphotography.info/lensboard_hole_sizes.html

Objektive antiker Plattenkameras werden heute samt ihren Verschlüssen gern an modernen Großformatkameras eingesetzt. Die Vielfalt ist groß und in der gehobenen Preisklasse ermöglicht eine hohe Lichtstärke von 4.5 auf der Mattscheibe eine recht komfortable Bildbeurteilung. Neben Tessaren, Skoparen und Xenaren bilden vor allem Doppel-Anastigmaten wie das Eurynar und das Dogmar oder Super-Anastigmaten wie das fünflinsige Heliar die Oberklasse. Bei den Aufnahmeformaten 9x12 cm und 10x15 cm findet man Standard-Brennweiten von 13,5 cm oder 15 cm. Letztere sind besonders interessant für eine Verwendung an heutigen Kameras, da sie das gängige 4x5" Filmformat mit Verstellreserve ausleuchten. Ein damals häufig verwendeter Verschlusstyp für 4.5/15 cm Objektive war der Compur II Hülse 4/II mit einem 44 mm Einbaugewinde.  Passende Objektivplatinen haben eine Bohrung von ca. 46 mm. Die zählt allerdings nicht mehr zu den Standardausführungen und ist für aktuelle Kameras zumeist nur als Sonderanfertigung zu bekommen.

Ein antikes Goertz Dogmar 4.5/15cm, montiert in einer PLA-Objektivplatine des Herstellers ausgeknipst. Foto: bonnescape.de

Oben: Ein Goertz Dogmar 4.5/15 cm von 1921 im zeitgenössischen Goertz Rad-Compur-Verschluss in der Größe Compur II Hülse 4/II. Die 3D-gedruckte Objektivplatine 4/46 von "Ausgeknipst" in der Linhof-kompatiblen Ausführung hat eine Bohrung mit dem Sondermaß 46 mm. 

Unten: Rückansicht mit Montageschraubring.

Rückseite eines Goertz Dogmar 4.5/15cm, montiert in einer PLA-Objektivplatine des Herstellers ausgeknipst. Foto: bonnescape.de

Montageringe

Noch etwas unübersichtlicher wird es durch unterschiedliche Montageringe. Da gibt es schmale Konterringe, bei denen das Einbauloch nicht wesentlich größer sein sollte als das zu verschraubende Verschlussgewinde. Manche dieser Schraubringe haben zusätzlich einen vorstehenden Innenrand, der am besten in die Platinenbohrung greifen sollte. Die oben genannten Standardlochgrößen, speziell bei #00, sind dafür aber manchmal zu knapp bemessen. Notfalls schraubt man diese Ringe dann umgekehrt mit dem Innenrand nach oben auf das Verschlussgewinde. Das ist kein Problem, so lange der Innenrand dabei nicht den Gewindestutzen überragt. Andernfalls  könnte man die hintere Linsengruppe eventuell nicht bis zum Anschlag in das Innengewinde schrauben. Dann würden die Abstände zwischen den Linsengruppen nicht stimmen.  Anstelle von Konterringen kann die Befestigung der Verschlüsse auch mit Flanschringen erfolgen. Diese werden vorderseitig mit drei oder vier Schrauben an der Platine befestigt. Da kann die Platinenbohrung ruhig größer sein, da sie das Objektiv nicht zentriert halten muss. Letztlich gibt es auch noch flache Gewindescheiben aus ca. 2 mm starkem Messing oder Aluminium, die rückseitig wie Konterringe verwendet werden.

Rückseite einer PLA-Objektivplatine des Herstellers ausgeknipst, mit Montagering. Foto: bonnescape.de

Oben: Ein Montageschraubring mit vorstehendem Innenrand mit einer Copal #0 Platte. Der Innenrand passt exakt in die Bohrung der Platte.

Rückseite einer PLA-Objektivplatine des Herstellers ausgeknipst mit montiertem 75mm Grandagon. Foto: bonnescape.de

Oben: Wäre der Innenrand zu dick für die Bohrung, könnte man den Ring auch umgekehrt aufschrauben, wie hier bei dem 75 mm Grandagon. Der Rand darf im aufgeschraubten Zustand aber nicht über das Einbaugewinde hinausragen, was bei den 2,2 mm dicken PLA-Platinen theoretisch eher passieren kann als bei den 1,9 mm starken Aluplatinen.


Objektivplatinen aus dem 3D-Drucker

Da im Normalfall jedes Großformatobjektiv passend zur jeweiligen Kamera eine Platine braucht, ist die Vielfalt der benötigten Abmessungen und Lochdurchmesser groß. Natürlich ist das ein naheliegendes Betätigungsfeld für eine individuelle Konfektionierung mit 3D-Druckern. Dennoch muss ich zugeben, dass ich selbst, ohne viel darüber nachzudenken, bisher ganz konservativ Aluminium dem "Plastik" vorgezogen habe. Um meine bisherigen Vorurteile gegen Kunststoffplatinen in Worte zu fassen: 1) Ästhetik, mit unüblichen Farben und seltsamen Stabilisierungstexturen. 2) Planlage und Maßhaltigkeit, auch bei niedrigen und hohen Temperaturen. 3) Chemischer Geruch. 4) Ökologischer Fußabdruck bzw. Plastikvermeidung.
5) Stabilität, vor allem an den Rändern, wo die Befestigungselemente der Kameras greifen. 

Gruppe von 3D-gedruckten PLA-Objektivplatinen des Herstellers ausgeknipst mit montierten Großformat-Objektiven. Foto: bonnescape.de

Oben: 3D-gedruckte Objektivplatinen von "Ausgeknipst". Auf den ersten Blick kaum von Originalplatinen zu unterscheiden.

Ästhetik, Maßhaltigkeit, Geruch

Und nun kommen mir da Testmuster ins Haus, die zunächst mal überraschen. Visuell sind sie kaum von den Originalen zu unterscheiden. Strukturen, die zeilenweise den Klebeweg des Druckkopfes verraten, sind nur rückseitig zu sehen. Die Frontseiten sind homogen, tiefschwarz und haben einen gefälligen leichten Pearl-Glanz, der an die gleichnamige Oberfläche von Fotopapieren erinnert. Die gedruckten Platinen sind von harter Konsistenz mit akkuraten Kanten. Das Material ist sehr gering biegsam und federt bei Entlastung in die Ausgangsform zurück. Die Planlage der Linhof-kompatiblen Platinen ist perfekt. Beim Sinar-Typ sind die Kanten plan, die Plattenmitte liegt aber einen halben Millimeter dahinter. Die Vorderseite ist also minimal konkav. Einen axialen Versatz der Objektivmontageebene kann ich nicht feststellen, insofern sehe ich keinen praktischen Nachteil. Herstellerseitig vermutet man Spannungsverhältnisse beim Abkühlungsprozess und arbeitet nach eigener Aussage an einer Optimierung. Zum Thema Geruch: Subjektiv beschnuppert riechen die Dinger nach gar nichts. 

Umweltverträglichkeit

Was den ökologischen Gesichtspunkt anbelangt, so kann ich derzeit nicht final beurteilen, ob dem verarbeiteten Kunststofffilament mehr Umweltschädlichkeit zuzuschreiben ist oder den Platinen aus Aluminium. Zunächst mal ist eine Objektivplatine natürlich kein Verbrauchs- oder Wegwerfprodukt mit kurzer Lebensdauer. Beim traditionell verwendeten Aluminium ist die Ökobilanz bekanntermaßen nicht so toll. Bei der Herstellung werden große Energiemengen verbraucht, dafür entstehen extrem giftige Abfallstoffe und die Recycling-Möglichkeiten sind begrenzt.* Beim Anfertigen der Platinen fällt außerdem nochmal einiges an Verschnitt an, da die Formstücke ausgestanzt, gefräst, gebohrt oder gesägt werden. Dieser Abfall muss dann wieder energieintensiv eingeschmolzen werden.

Wie verhält sich das nun mit der Umweltverträglichkeit bei den Kunststoff-Platinen aus dem 3D-Drucker? Ich habe bei "Ausgeknipst" angefragt und die folgende Auskunft erhalten, die ich hier sinngemäß zusammengefasst wiedergebe:

"Die Platinen werden aus PLA* gedruckt. PLA wird aus nachwachsenden Rohstoffen (z.B. Maisstärke) hergestellt und ist somit biobasiert. Es ist industriell kompostierbar und kann recycelt werden. Unsere Abfälle schicken wir zur Recyclingfabrik www.recyclingfabrik.com. Dort wird daraus neues Filament, das man bei weniger technischen Teilen gut einsetzen kann. 

Kunststoffteile benötigen bei der Herstellung viel weniger Energie und produzieren dadurch weniger Emissionen. Zudem entsteht beim 3D-Druck kaum Ausschuss, weil es ein additives Verfahren** ist."  

* PLA = Polylactid, ein biobasierter, nach DIN EN13432 industriell kompostierbarer Kunststoff.
** Additives Verfahren meint in diesem Fall, dass bei der Plattenproduktion nichts weggeschnitten wird, sondern das Formstück mit allen Aussparungen im 3D-Drucker zeilenweise aufgebaut wird.

Widerstandsfähigkeit

Eine kurze Recherche ergibt weitere Fakten: PLA gilt zumindest als bedingt UV-beständig*, unter normalen Bedingungen wetterfest, schwer entflammbar nach Baustoffklasse B1 und formstabil bis zu einer Temperatur von mindestens 50° C. Eine Verflüssigung tritt ab ca. 190° C ein. Diese Grenzwerte sind für uns Fotografen von eher theoretischem Interesse, denn natürlich wird man eine Großformatkamera z.B. im Sommer nicht im heißen Kofferraum zurücklassen. Im Zweifelsfall würde bei derartigen Temperaturen dann eher die Linsenverkittung Schaden nehmen, oder der Verschluss würde durch Erhitzung, Verdünnung und Verlaufen der Schmiermittel beschädigt. 

* Hinsichtlich der UV-Resistenz ist die Quellenlage tatsächlich breit gefächert. Mal wird von "hoher UV-Beständigkeit" (Quelle 1) berichtet, dann wieder wird von starkem UV-Licht oder Anwendungen im Freien abgeraten, weil PLA "leider nicht besonders gut gegen UV-Licht ... beständig" sein soll (Quelle 3). Eine andere Quelle relativiert das mit "Sonnenstrahlen über einige Wochen und Monate" (Quelle 4). Und ein Testbericht attestiert dem Werkstoff eine Gelbfärbung nach einem halben Jahr im Außenbereich (Quelle 5). Da wir unsere Großformatkamera natürlich nicht dauerhaft monatelang draußen lassen, ist der Begriff UV-Beständigkeit wohl nach relativen Maßstäben zu beurteilen.

Desweiteren wird dem Werkstoff PLA hohe Zugfestigkeit, aber nur mäßige Schlagzähigkeit bescheinigt. Das mag zunächst nicht so relevant erscheinen, schließlich tragen bei einem Sturz aus Stativhöhe mit dem Objektiv und dem Verschluss erheblich wertvollere Komponenten Beschädigungen davon. Interessant zu wissen ist es dennoch, denn eine weitere mechanische Bearbeitung einer Platine, z.B. mit Bohrungen zum Anschrauben eines Flanschs, gilt es mit etwas Feingefühl vorzunehmen, damit die Platte nicht bricht.

Leider finde ich bei meiner Recherche kaum Angaben zur Froststabilität von PLA. Nun ist eine Großformatkamera nicht gerade ein geeignetes Aufnahmegerät für Bildproduktion unter polaren Bedingungen. Spätestens, wenn das durch die Kälte zähflüssig gewordene Schmiermittel die Verschlusszeiten lähmt, ist schnell Feierabend mit Fotografieren. Aber Aufnahmen von Winterlandschaften bei Temperaturen knapp unter Null habe ich mit solchen Kameras kurzzeitig schon gemacht. Daher möchte ich in Erfahrung bringen, wie sich das PLA-Material bei solchen Temperaturen verhält und führe dazu einen kleinen Versuch durch:

Versuch: Einfluss von Kälte

Ich habe eine der PLA-Platinen über Nacht bei -7° C eingefroren. Es stellt sich die Frage, welche Kriterien für einen Belastungstest der gefrorenen Platte angemessen sind: Ganz sicher ein mehrfaches Einsetzen, Festklemmen und Herausnehmen aus der Frontstandarte meiner Sinar. Eine Änderung von Stabilität und Beschaffenheit unter diesen praxisgerechten Handhabungsbedingungen kann ich dabei nicht feststellen. Die gefrorene Platine gibt fühlbar weniger Kälte ab als eine Metallplatine und lässt sich mit bloßen Händen gut anfassen. Das ist beim Fotografieren bei winterlichen Temperaturen auf jeden Fall ein Vorteil. Probeweise lasse ich die gefrorene Platine (natürlich ohne Verschluss und Objektiv)  dann auch noch aus 1,5 m Höhe auf den Steinboden fallen. Auch das erträgt sie ohne sichtbare Beschädigung.

Praxistest: Eingefrorene PLA-Objektivplatine des Herstellers ausgeknipst. Foto: bonnescape.de

Oben: Eingefrorene PLA-Platine bei -7° C. Keine feststellbare Änderung der Materialbeschaffenheit bei Minus-Temperaturen.


Platinen in 139 x 139 mm (Sinar-Größe)*

Bei rein visueller Betrachtung ist ein Vergleich der 3D-gedruckten Platinen mit den Originalen im positiven Sinne unspektakulär. Die Platinen haben exakt die gleichen Außenabmessungen wie die Originale und die gleiche Materialstärke von 4 mm. Die kreisrunden Aussparungen für die Objektivmontage befinden sich an der gleichen Stelle und haben die gleiche Größe. Letzteres natürlich unter der Voraussetzung, dass man Platinen für ein- und denselben Verschlusstyp miteinander vergleicht. Auch die Lichtfalle, der rückseitige Doppelrand, ist vorhanden. Beachtlich ist der Gewichtsunterschied: Die unten abgebildete gedruckte Platine mit Bohrung für die Verschlussgröße Copal 0 wiegt 70 g. Das Original von Sinar kommt auf ein Gewicht von 153 g. Die Gewichtseinsparung beträgt also 83 g entsprechend 54%. Wenn ich mit der Sinar im Gelände bin, habe ich mindestens drei Objektive dabei. PLA-Platinen anstelle von Aluminium bringen dann also eine Gewichtseinsparung im Rucksack von rund 1/4 Kilo. Das ist viel für ein einzelnes Ausrüstungsdetail.

Hinsichtlich der Größe von Sinar-Platinen differieren die Angaben. Gelegentlich wird auch 14 x 14 cm oder 139,5 x 139,5 mm genannt. Ich habe etliche Original-Platinen von Sinar hier und die Abmessungen dieser Exemplare betragen exakt 139 x 139 mm.

Vergleich von Front- und Rückansicht einer Sinar-kompatiblen PLA-Objektivplatine des Herstellers ausgeknipst mit einer Original-Sinar-Objektivplatte. Foto: bonnescape.de

Oben: Links eine 139 x 139 mm Platine für Copal 0 aus dem 3D-Drucker, rechts daneben das entsprechende Sinar-Original aus Aluminium. Vorn die Rückansichten, dahinter die Frontseiten. Einwandfreie Passform, nicht unerhebliche Gewichteinsparung.

Rechts: 139 x 139 mm Kunststoffplatine mit 90 mm Grandagon im Copal #0, mit abgeschraubtem hinterem Objektivteil. Der Montageschraubring schließt so gerade noch bündig mit dem Verschlussgewindeschaft ab. Das ist Voraussetzung dafür, dass der hintere Teil bis zum Anschlag eingeschraubt werden kann und die Linsengruppen im richtigen Abstand zueinander stehen.

Bündiger Abschluss des Retaining Rings mit dem Einbaugewinde eines Copal #0 in einer Sinar-kompatiblen PLA-Objektivplatine. Foto: bonnescape.de

Rechts: Wie oben, mit eingeschraubter hinterer Linsengruppe.

Rückansicht einer Sinar-kompatiblen PLA-Objektivplatine des Herstellers ausgeknipst mit montiertem 90mm Grandagon. Foto: bonnescape.de

Rechts: Wie oben, Vorderansicht.

Sinar-kompatible PLA-Objektivplatine des Herstellers ausgeknipst mit montiertem 90mm Grandagon. Foto: bonnescape.de

Angesichts der oben beschriebenen Übereinstimmungen ist es keine Überraschung, dass sich die gedruckten Platinen ohne Weiteres in die Frontstandarte meiner Sinar F einsetzen lassen und dort auch spielfrei verbleiben. Entsprechende Objektive lassen sich ebenfalls montieren wie bei den Originalen aus Metall und sitzen fest und absolut verwindungssteif.

Rechts: Einwandfreie Passform und ästhetisch tadelloses Erscheinungsbild, die Objektivplatine aus dem 3D-Drucker mit einem 210 mm Sinaron an der Sinar F.

PLA-Objektivplatine von ausgeknipst mit montiertem Sinaron 210 mm, eingesetzt in eine Sinar F Frontstandarte. Foto: bonnescape.de

Platinen in 96 x 99 mm (Linhof-Größe)

Bei den Linhof-kompatiblen Platinen ist der Unterschied offensichtlicher. Wenn wir mal die billigen NoName-Platten aus durchgängig flachem Aluminiumblech und die frühen Stahlblechplatten mit Hammerschlaglackierung außer Acht lassen, dann sind Marken-Platinen in diesem Format nicht minder komplex gearbeitet als Sinar-Platinen. Neben den akurat gefrästen Einschnitten haben diese Platinen blank geschliffene Verdickungen auf 2,3 mm dort, wo sich die Befestigungspunkte der Kameras befinden. Dadurch wird ein Verkratzen der mattschwarzen Eloxierung durch Haltekrampen, Federklammern oder Schieberiegel vermieden. Außerdem kann damit der Rest der Platine 1,9 mm dünn gehalten werden, ohne dass irgendetwas in den Befestigungsvorrichtungen  wackelt. Rückseitig gibt es eine Lichtfalle in Form einer kreisförmigen Verstärkung, die in eine entsprechende Aussparung an der Frontstandarte reicht. Ein Vergleich zeigt, dass die Umrisse der Filament-Platinen denen der Originale entsprechen. Auch die Rückseitengestaltung ist im Prinzip gleichartig. Die Materialstärke kommt allerdings auf durchgängig 2,2 mm. Dennoch finden wir beim Gewicht ähnliche Gegebenheiten wie oben: Die gedruckte Platine für Copal 0 wiegt 25 g, die Markenplatine aus Aluminium (z.B. Shen Hao) kommt auf 48 g. Auch hier also eine Einsparung von fast 50%, wenngleich die absolute Ersparnis bei den kleineren Platten nicht so viel ausmacht wie bei der Sinar.

Vergleich von Front- und Rückansicht einer Linhof-kompatiblen PLA-Objektivplatine des Herstellers ausgeknipst mit einer Marken-Objektivplatte von Shen Hao. Foto: bonnescape.de

Oben: Links eine 96 x 99 mm Platine für Copal #1 von "Ausgeknipst", rechts daneben eine Markenplatine aus Aluminium von Shen Hao. Vorn die Rückseitenansichten, dahinter die Frontseiten. Einwandfreie Passform, Halbierung des Gewichts.

Die gedruckten Platinen lassen sich problemlos in die Frontstandarte (hier Wista 45 SP) einsetzen. Unten dienen zwei Halteklammern zur Positionierung des unteren Platinenrands, oben hält eine Federklammer die Platinen sicher und wackelfrei an ihrem Platz. Der Schraubenziehertest zeigt, dass die Oberfläche der gedruckten Platinen kratzunempfindlicher ist als die der mattschwarz eloxierten Originale.

Rechts: Auf den ersten Blick nicht vom Original zu unterscheiden, die Objektivplatine aus dem 3D-Drucker mit einem 210 mm Grandagon S an der Wista 45 SP. Die roten Kreise markieren die Befestigungspunkte.

Rechts: Ein Kratztest mit einem Schraubenzieher hat nur auf der Aluplatte Spuren hinterlassen. Im Gegensatz zu den eloxierten Originalen, die auch als Schutz gegen Verkratzen mit verstärkten, blankpolierten Befestigungspunkten und -kanten ausgestattet sind, haben die Platinen aus dem 3D-Drucker eine unempfindlichere Oberfläche. 

PLA-Objektivplatine von ausgeknipst mit montiertem Sinaron 210 mm, eingesetzt in die Frontstandarte einer Wista 45 SP. Foto: bonnescape.de
Vergleich der Oberfläche und Kratzfestigkeit einer Linhof-kompatiblen PLA-Objektivplatine des Herstellers ausgeknipst mit einer Marken-Objektivplatte von Shen Hao. Foto: bonnescape.de

Bei Befestigungssystemen mit Schieberiegel kann es bei den 3D-gedruckten Platten wegen der Materialdicke eng werden. Die Verriegelung lässt sich dann nicht richtig über die Platine schieben. Das ist aber bei den Markenplatinen aus Aluminium mit ihren verstärkten Oberkanten auch so. Gegebenenfalls kann man die Verschraubung der Riegel ein wenig lockern und die Stahlfeder etwas aufbiegen, so dass die Schrauben immer noch auf Widerstand stoßen und nicht verloren gehen. Ob die Platten auf Dauer an den Kanten Schaden nehmen, wird der Langzeiteinsatz zeigen.

Rechts oben: Objektivplatine aus dem 3D-Drucker in Linhof-Größe, hier in einer Adapterplatte für Sinar-Kameras mit Schiebeverriegelung. Der Riegel lässt sich nur mit Kraftaufwand über die Platine schieben.
Rechts: Blick auf die Rückseite mit dem perfekt in die Bohrung greifenden Innenring als Lichtfalle.

PLA-Objektivplatine von ausgeknipst in einer Adapterplatte mit Schiebeverriegelung für Sinar. Foto: bonnescape.de
Rückansicht: PLA-Objektivplatine von ausgeknipst eingebaut in eine Adapterplatte für Sinar. Foto: bonnescape.de

Fazit und Bezugsquelle

Ich muss zugeben, dass mein Gerüst von Vorurteilen gegenüber Objektivplatinen aus dem 3D-Drucker ins Wanken geraten ist. Wenn wir mal von extremen Stoßbelastungen und hohen Temperaturen über 50° C absehen, die man einer Großformatkamera sowieso besser nicht zumutet, weil sonst viel komplexere Bauelemente kaputtgehen als die Kunststoffplatinen, dann sehe ich aktuell nur Vorteile bei der Verwendung der leichten PLA-Platinen. Über Langzeit-Erfahrungen werde ich zu gegebener Zeit berichten.

Das Online-Angebot für Objektivplatinen aus Kunststoff-Filament ist mittlerweile recht groß. Ich habe nur die Platinen des Anbieters "Ausgeknipst" getestet, mein obiger Artikel bezieht sich ausschließlich auf diese. Ich kann auch nichts dazu sagen, ob und wie weit die oben beschriebenen Eigenschaften auf Produkte anderer Anbieter übertragbar sind. Die Platinen von Ausgeknipst sind über den gleichnamigen Online-Shop sowie im ebay-Shop des Unternehmens erhältlich.

Copyright 2025 by Klaus Schörner / www.bonnescape.de

Nachtrag 18.01.2025:
Das muss ich doch lobend erwähnen: Heute haben mich zwei optimierte PLA-Platinen im Sinar-Format erreicht. "Ausgeknipst" hat meine Hinweise zu der leichten Konkavform zum Anlass genommen, eine verbesserte Version mit zusätzlichen Stabilisierungsverstrebungen auf der Innenseite (siehe Foto) zu entwickeln. Die überarbeiteten Platinen sind jetzt perfekt in einer Ebene ausgerichtet. 

Hinweis: Mein Bericht bezieht sich auf einige Musterexemplare, die mir der Hersteller vor einiger Zeit zum Testen geschickt hat. Ich erhalte kein Honorar für diesen Bericht. Dieser gibt unbeeinflusst meinen Eindruck und meine Erfahrungen mit den beschriebenen Produkten wieder. Da die Muster nach dem Test nicht an den Hersteller zurückgingen, kennzeichne ich diesen Bericht gemäß dem am 28. Mai 2022 in Kraft getretenen § 5a Absatz 4 UWG (sog. Influencer-Gesetz) als WERBUNG.

Im obigen Artikel genannte Marken und Namen sind Eigentum der jeweiligen Markenrechtsinhaber. Eine Nennung dient ausschließlich der unmissverständlichen Objektbeschreibung und der Zuordnung zum Hersteller.


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Bedienungsanleitung / Schema für einen klassischen Compur-Verschluss, Copyright www.bonnescape.de

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Kommentare: 1
  • #1

    Leto (Sonntag, 19 Januar 2025 10:40)

    Ausführlicher Artikel, hat einige meiner Fragen beantwortet. Schade, dass nicht auch Cambo-Platten getestet wurden. Wäre super, wenn die Platten auch das Kontergewinde hätten. Dann bräuchte man keine Ringe mehr.