Ausprobiert: Schwarzweißfilm Lucky SHD400

Ausprobiert: Schwarzweißfilm SHD400

Straßenszene mit altem, verwittertem Baumstamm im Vordergrund. Filmtest mit Lucky SHD400 als Rollfilm 120. Foto: bonnescape.de

Der SHD400 ist international einer der preisgünstigsten  Schwarzweißfilme auf dem Markt. Ich habe mir einige Exemplare gekauft, um zu testen, ob er etwas taugt.  ReflxLab bietet ihn als 120er Rollfilm in neutraler Aluminiumverpackung an. Laut Produktbeschreibung handelt es sich um einen Film aus der Produktion des chinesischen Unternehmens LUCKY FILM, der unter Verwendung von SecondHand Rückpapier aus Rollenware konfektioniert wird.

Die mir vorliegenden Rollfilme des SHD400 haben Rückpapiere, die offensichtlich mal für Fujicolor-Filme angefertigt wurden. Die Recycling-Idee gefällt mir. Nach dem Aufspulen schaut ein mit dem Filmtyp SHD400 beschrifteter Klebestreifen heraus. Man zieht ein Schutzpapier ab und klebt die Lasche fest. Ein Anfeuchten des Klebers ist nicht erforderlich. Später im Labor lässt sich der Streifen wieder gut vom Rückpapier lösen.

Oben: Der nach Standardangaben belichtete und entwickelte Film ist recht hart und hat bei kontrastreichen Motiven nicht viel Zeichnung in den Tiefen.

Ich belichte den Film zunächst gemäß Herstellerangabe mit ISO400. Gemäß Empfehlung von Darkroom Solutions entwickle ich 9:30 Minuten lang in Rodinal 1+25. Das Einspulen in die Spirale der Entwicklungsdose geht sehr leicht, der Filmträger ist vergleichsweise dünn und hat ungeschnitten keinen besonders starken Drall. Ich nehme an, dass der Film eine blaue Färbung hat, was ich beim unentwickelten Rollfilm aber nicht sehen kann. Jedenfalls kommt die ursprünglich hellbraune Rodinal-Suppe mit einer tiefvioletten Farbe aus der Entwicklungsdose raus. Der entwickelte Film ist danach klar und farblos. Wie bei konfektionierten Filmen aus Rollenware nicht unüblich, gibt es keinerlei Beschriftung oder Bildnummerierung. 

Entwickelte Mittelformat-Filmstreifen des Lucky SHD400. Kontrastreiche Charakteristik bei Standardverarbeitung gemäß Herstellerangabe. Bonnescape.de

Oben: Entwickelte Filmstreifen auf dem Leuchtpult. Der SHD400 ist klar und farbneutral. Es gibt keine Randbeschriftung oder Bildnummerierung. 

Mein erster verarbeiteter SHD400 ist sehr kontrastreich, aber in den Tiefen schwach. Ich vermute, dass eine Überbelichtung um eine Blende mit etwas kürzerer Entwicklungszeit für mehr Zeichnung in den Tiefen und weichere Kontrastverhältnisse sorgen wird. Im Internet berichten Nutzer von Qualitätsproblemen. Bei meinen Exemplaren kann ich nicht klagen, die Tonwertwiedergabe des Films ist homogen. Um eventuelle Störungen gut sehen zu können, habe ich mit Orange-Filter größere Flächen Himmel fotografiert. Aber es ist alles in Ordnung, ich sehe keine Artefakte, keine Kratzer, keine Emulsionsschäden. 

Landschaft mit leicht bewölktem Himmel. Schwarzweiss-Filmtest Lucky SHD400, belichtet mit ISO400, entwickelt in Rodinal. Foto: Bonnescape.de

Oben: Hybrid lassen sich die Kontraste ganz gut kontrollieren. Analog vergrößert stellt der nach Standardangaben belichtete und entwickelte Film aber einige Herausforderungen an die Weiterverarbeitung. 

Im zweiten Schritt belichte ich den Film wie ISO200. Als Verarbeitungszeit probiere ich 8:00 Minuten in Rodinal 1+25. Als Ergebnis ist das Kontrastverhalten des Films nun weicher mit besser durchgezeichneten Tiefen, ohne dass die Lichter ausreissen. Auch dieser zweite Film ist qualitativ einwandfrei. Die Tonwerte und die Schärfe sind in Ordnung, das Filmkorn ist recht fein und unaufdringlich. Ich bin zufrieden.

Fazit:

Der bei ReflxLab umgespulte SHD400 ist einer der preiswertesten Schwarzweissfilme auf dem Markt, und er lässt sich gut in der bildmäßigen Fotografie nutzen. Voraussetzung ist, dass man die hohen Kontraste in den Griff bekommt. Dazu belichtet man den Film am besten reichlich und entwickelt knapp. Bei den mir vorliegenden Filmen ist die Fertigungsqualität makellos. Dennoch muss man die Berichte anderer Nutzer über Emulsionsschäden ernst nehmen. Für wichtige, nicht reproduzierbare Aufnahmen würde ich den SHD400 daher nicht verwenden. Für Bildnotizen oder als Testfilm für Kameras und Objektive ist er aber eine gute und preiswerte Option.

 

Copyright 2025 by Klaus Schörner / www.bonnescape.de

 

Bezugsquelle: 

ReflxLab, 120er Rollfilm 4,99 $ (Preis Stand März 2025).

 

Hauswand und Eingangstor mit dem Schatten eines Baumes. Filmtest Lucky SHD400 als 120er Rollfilm von ReflxLab. Foto: bonnescape.de

Oben: Ergebnis aus dem zweiten Entwicklungsgang mit etwas weicheren Kontrasten und durchgezeichneten Tiefen.
Unten: Rollfilm, konfektioniert von ReflxLab, mit SHD400-Klebestreifen, Fuji-Rückpapier und neutraler Aluverpackung.

Rollfilm 120 Lucky SHD400 von ReflxLab. Foto: bonnescape.de

Hinweis: Mein Bericht bezieht sich auf einige Filme des Typs SHD400, die ich zum ganz normalen Preis im Online-Handel gekauft habe. Ich erhalte kein Honorar für diesen Bericht. Dieser gibt unbeeinflusst meinen Eindruck und meine Erfahrungen mit den Filmen wieder. 

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Kommentare: 7
  • #1

    Leon (Mittwoch, 26 März 2025 17:58)

    Ich sehe den Lucky SHD400 Kleinbildfilm bei Click & Surr für knapp 10 plus VK. Ich finde das jetzt nicht so billig. Selbst die Ilfordfilme sind günstiger.
    Gruß
    Leon

  • #2

    Klaus (admin) (Mittwoch, 26 März 2025 23:26)

    @Leon: Ich kenne die Einkaufsbedingungen und Preisstrategie dieses Händlers nicht. Jedenfalls ist der SHD400 in asiatischen Online-Shops sehr günstig zu bekommen, wie die im Artikel angegebene Bezugsquelle beispielhaft zeigt. Es ist auch kein neuer Film, sondern einer, der von Lucky schon seit Jahren als Rollenware für militärische Überwachungszwecke hergestellt wird. Wenn man nicht gerade Einzelfilme kauft, sondern sinnvoll kumuliert, spielen die Versand- und Einfuhrkosten auch keine so große Rolle. Man muss halt Preise vergleichen.

  • #3

    Matthias (Donnerstag, 27 März 2025 15:13)

    Die Belichtung als ISO 200 war mir bekannt, mir fehlte nur die Info zur Entwicklung in Rodinal. Daher danke für den Test.
    Ich hab gestern 3 Stück über AliExpress bekommen. Rund 6€ pro Stück.
    Demnächst kommt der erste in meine Seagull 4a.

  • #4

    H.P. (Donnerstag, 27 März 2025 21:24)

    Die Preisspanne ist offenbar gewaltig, wenn ich mich so umschaue. Da verdient sich wohl der eine oder andere Zwischenhändler eine goldene Nase. Was hat es mit den Qualitätsproblemen auf sich, von denen man hört?

  • #5

    Klaus (admin) (Freitag, 28 März 2025 09:33)

    @H.P.: Da die von mir verarbeiteten Rollfilme von der Qualität her völlig in Ordnung waren, könnte ich auch nur das zitieren, was bekanntermaßen von anderen Nutzern im Internet berichtet wird. Wir sollten also die Möglichkeit einer gewissen Qualitätsstreuung in Betracht ziehen. Bei dem oben genannten Zweck, für den der Film in großen Gebinden produziert wird, kommt es wahrscheinlich mehr auf einen günstigen Preis als auf bildmäßige Qualität an.

  • #6

    Timo (Samstag, 29 März 2025 16:27)

    Hallo Klaus,

    ich habe kürzlich auch den ersten SHD 400 entwickelt, allerdings die 35mm Variante. Gekauft habe ich ihn bei aliexpress. Im Gegensatz zum SHD 100, der einwandfrei aus der Dose kam, hat der 400er Schäden in der Emulsion ähnlichen denen des Fomapan 400.
    Ich gehe mal schwer davon aus, dass die nicht über die offiziellen Vertriebskanäle verkauften Filme Ausschussware sind, die über diesen Vertriebsweg veräußert werden.

    Viele Grüße
    Timo

  • #7

    Klaus (admin) (Samstag, 29 März 2025 17:46)

    Hallo Timo,
    den SHD100 habe ich selbst noch nicht ausprobiert. Ich habe aber schon häufiger gehört, dass er recht gut sein soll. Er ist ja auch teurer. Der hat mit dem SHD400 nichts zu tun, sondern ist ein komplett neuer Film speziell für den Endkundenmarkt.
    Während der letzten Jahrzehnte war Lucky im Endkundengeschäft nicht mehr präsent. Den Überwachungsfilm haben die aber die ganze Zeit über hergestellt. Nachdem sie ihn jetzt als SHD400 vermarkten, kann ich mir auch vorstellen, dass auch Altbestände, auch über diverse andere Labels, verbraten werden.
    VG, Klaus